Wenn Sie sich auf die Suche nach einem Instrument machen möchten, werden Sie sich wohl schon gefragt haben, wie man das anstellt, das richtige Instrument zu finden.

Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Punkte aufzählen, um sich vielleicht etwas (selbst-) bewußter an die Suche heranwagen zu können, denn letztlich ist es eine ganz persönliche Entscheidung.

Kein Instrument ist wie das andere – aber auch kein Musiker ist wie der andere.

Sie sind der Experte in eigener Sache: Sie wollen Freude und Zufriedenheit beim Spielen haben und am besten ist es sich auf die eigenen Sinne zu verlassen, denn es geht um Musik und die ureigensten Empfindungen dabei.

Auf den folgenden Seiten also einige Gedanken darüber auf was man achten kann und sollte:

Der Zustand des Instrumentes

Dazu benötigen Sie die fachkundige Begutachtung durch einen Geigenbauer. Nur er kann Ihnen sagen, welche Schäden das Instrument evtl. schon hatte, und ob diese so repariert sind, dass keine weiteren Folgen zu erwarten sind. Es gibt Schäden, die, selbst wenn sie gut repariert sind, den Wert des Instrumentes drastisch reduzieren, und wiederum andere, die weder auf den Klang noch auf den Wert des Instrumentes Einfluss haben.

Grundsätzlich gilt aber: je mehr Reparaturen ein Instrument erfahren hat, desto größer wird das Risiko, dass sich beispielsweise eine Leimung löst, es im Innern des Instrumentes zu rasseln anfängt und Folgereparaturen notwendig werden.

Des weiteren kann Ihnen ein Geigenbauer sagen, ob das Instrument so eingestellt ist, dass das Optimum an Klanglichkeit zu erwarten ist. Hinzu kommt die Frage, ob das Instrument auch spieltechnisch optimal eingestellt ist. Lassen sich zum Beispiel Doppelgriffe einwandfrei spielen, muss man die Saiten evtl. viel zu stark niederdrücken, kann man den Hals für z. B. zierlichere Hände schmaler machen etc.

Das Aussehen des Instrumentes

Oft wird man im Unterbewusstsein sehr stark von diesem Punkt beeinflusst. Somit ist es durchaus von Bedeutung, sich über diesen Aspekt bewusst zu werden. Am eindringlichsten registriert das Unterbewusstsein, ob ein Instrument Charme hat und man ihm seine Geschichte anssieht: Die Ränder sind abgestoßen, reparierte Risse sind zu sehen, in den Ecken hängt dicker Staub und der Lack zeigt verkratzte und abgeriebene Stellen.

Gerade letzteres ruft oft die Ehrfurcht vor diesen schönen alten Sachen hervor. Das machen sich Geigenbauer seit jeher zu Nutze und so entstand eine lange Tradition des „auf Alt machen“. Da werden Geigen wieder halb ablackiert, künstliche Kratzer mit Dreck gefüllt und gar das Holz mit Feile und Sandpapier abgenutzt. Bei genauer Betrachtung ist die künstliche Alterung doch oft zu erkennen aber mitunter ist dies auch so geschickt gemacht, dass es selbst für den Experten eines zweiten Hinsehens bedarf.

Andere Instrumente sehen aber doch neu aus. Sie werden möglichst mit homogenem Farblack versehen und alle Konturen so präzise wie möglich gestaltet. Beim Aussuchen eines Instrumentes ist die Frage also oft, neben Vorlieben wie dunkler, heller, roter oder sonst wie gearteter Farbe, ob mein Instrument neu aussehen darf und man ihm eine natürliche Alterung d. h. Abnutzung zugesteht oder ob mein Instrument alt sein muss, damit der gewisse äußere Charme stimmt. Wer sich darüber hinaus viel mit Formgebung und handwerklicher Präzision beschäftigt, mag noch beachten, wie sauber eine Schnecke gestochen ist und wie sie in den Proportionen zum Rest des Instrumentes passt oder meinetwegen wie sauber die Einlagen in Boden und Decke eingelegt sind.

Ein Meisterinstrument wird sich immer dadurch auszeichnen, dass die Summe der Teile ein Ganzes ergeben, das Proportionen stimmig sind, der Arbeitsstil durchgängig im ganzen Instrument wiederzufinden ist.

Das Instrument als Wertgegenstand

Eine gewisse Qualität vorausgesetzt machen Sie mit dem Kauf eines Instrumentes kein Geld „kaputt“. Der Wert bleibt im Verhältnis der allgemeinen Flationsschwankungen konstant. Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass das Instrument keinen Schaden erleidet und regelmäßig gepflegt wird.

Bei Instrumenten der unteren Preisklassen wird es aber doch oft schwierig mit der „Werterhaltung“, da oft notwendige Inspektions- oder Reparaturarbeiten nicht ausgeführt werden, da die Kosten dieser Arbeiten in keinem Verhältnis zu den Anschaffungskosten stehen.

Natürlich können Instrumente im Einzelfall auch kulturhistorischen Wert haben und astronomische Wertsummen erreichen. Diese Instrumente können sich tatsächlich als Geldanlage mit Wertsteigerungspotential eignen. Dabei ist es natürlich besonders wichtig, dass das Instrument auch dem entspricht, für das es ausgegeben wird. Hierzu benötigen Sie eine Expertise, d. h. ein Echtheitszertifikat, und zwar muss dieses unbedingt neuesten Datums und von einem international anerkannten Experten ausgestellt sein.

Der Klang

Dies ist wohl der schwierigste, weil persönlichste Aspekt und somit weitgehend Ihrem eigenen Urteil überlassen. Für diesen Punkt ist also Ihre ganze Erfahrung und Entscheidungsfreudigkeit gefragt. Unsere Hörgewohnheiten verhindern meist eine objektive Beurteilung. Deswegen erachte ich es als sehr wichtig, wo immer es möglich ist, andere als ihr eigenes Instrument auszuprobieren um damit Ihre Hör- und Spielerfahrung zu erweitern.

Lassen Sie sich von Geigenbauern und Händlern Instrumente zur „Ansicht“ mitgeben, um sie Zuhause in gewohnter Umgebung und in Ruhe ausprobieren zu können. Fragen Sie Ihre Musikerfreunde, ob sie einmal ihre Instrumente tauschen können, und sie werden bald selbst beurteilen können, ob Ihnen ein Instrument alle Ihnen zu Verfügung stehenden Möglichkeiten bieten kann oder nicht. Aber nicht nur wie ein Instrument alleine klingt, ist von Bedeutung. Je nachdem, was Sie damit vorhaben, sollten Sie es auch ausprobieren: im Quartett, im Orchester oder mit anderen Instrumenten wie Klavier etc. Spielen Sie nur für sich, dann brauchen Sie nur zu beurteilen, wie das Instrument an Ihrem Ohr klingt. Gerade bei Streichinstrumenten ist der Unterschied zwischen vom Publikum und vom Spieler Gehörtem oft enorm groß. Wollen Sie also auch vor Publikum spielen oder gar als Solist auftreten, ist besonders auf den Außenklang zu achten.

6 Parameter zur Beurteilung des Klanges eines Instrumentes:

Ausgeglichenheit: Klingen alle 4 Saiten gleich laut und im gleichen Charakter oder fallen ein oder zwei Saiten klanglich heraus? Klingt das Instrument in den oberen Lagen gleich frei wie unten?

Ansprache: Fängt der Ton gleich und ohne viel Druck mit dem Bogen auszuüben an zu schwingen oder muss ich fürchterlich arbeiten, um einen Ton zu erzeugen? Pfeifen die Saiten anstatt einen runden Ton zu geben?

Volumen: Kann ich mit meinem Instrument sowohl leise als auch laut spielen?

Tragfähigkeit: Klingt mein Instrument auch noch für einen Zuhörer in einiger Entfernung? Es gibt Instrumente die zwar wunderschön klingen, aber ab einer gewissen Distanz nicht mehr „zu hören“ sind bzw. sich gegenüber anderen Instrumenten nicht mehr durchsetzen können.

Mischbarkeit: Wie verhält sich mein Instrument im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten? Mischt es sich, übertönt es die anderen oder wird es „untergebuttert“?

Modulationsfähigkeit: Lässt sich auf meinem Instrument der Ton gestalten? Kann ich den Klangcharakter variieren? Macht das Instrument das was ich will oder klingt es eben nur so wie es klingt?

Es ist noch hinzuzufügen, dass der Bogen einen erheblichen Einfluss auf den Klang hat. Beachten sie deshalb, dass sie möglichst immer mit dem selben Bogen verschiedenen Instrumente ausprobieren um richtig vergleichen zu können. Oft kann ein Instrument durch die Verwendung eines besseren Bogens stark aufgewertet werden.